Der Name „Paulaner am Nockherberg“ gehört zu jenen Begriffen, die auch dem mit der bayerischen Bierkultur weniger Seelen verwandte Bundesbürger geläufig sind. Denn schließlich ist dieses Brauerei-Gelände Austragungsort der „Starkbierprobe“, der Auftaktveranstaltung des jährlichen Salvator-Ausschanks, die dank illustrer Gäste aus Bundes- und Landespolitik überregionale Aufmerksamkeit erlangte. Und das dank der Festbeiträge von politischen Kabarettisten mit ihrer mehr oder weniger feinen Ironie und teils heftigen Seitenhieben.
Zwar wird das Bier der Marke „Paulaner“ Bier seit einige Jahren in einer neuen Braustätte in München-Langwied gebraut, „Quelle“ des solcher Art politisch geadelten Gerstensaftes blieb aber das Münchner Brauhauses „Paulaner am Nockherberg“, das jetzt saniert und neu gestaltet und zu einer so genannten Gasthausbrauerei umgestaltet wurde.
Für das Architektur- und Innenarchitekturbüro Frank Architekten aus dem bayerischen Eggenfelden keine einfache Aufgabe, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu realisieren. Das Ergebnis: Zeitgemäß zünftig verbindet die Innenraumgestaltung rustikale Wirtshaus-Kultur mit einem modernen Designkonzept. Und das Rezept dafür war eine harmonische Kombination so unterschiedlicher Materialien wie Holz, Naturstein, Keramik, Terrazzo und Metall.
Damit haben Frank Architekten klargestellt, dass den Reiz einer solchen Gestaltung das Miteinander ist: Parkettflächen werden kombiniert mit Keramik-, Naturstein- und Terrazzoböden. Betont zurückhaltende Stahlelemente, metallisch-schimmernde Wände in Anthrazit mit stilisierten Baumsilhouetten sowie Glas- und Gold-Akzente ergänzen die regionalen Leitmaterialien zu einem modernen Gestaltungskonzept.
Von Anfang an stand für Architekt Markus Frank bei der Konzeptentwicklung fest, den Münchnern aus dem Stadtteil Au-Haidhausen, ihr „Wirtshaus um die Ecke“ zu erhalten.
So kommen am Nockherberg gleich mehrere Traditionen zusammen: Das in München heilige Brauereihandwerk, die Bierfesttradition und das klassische Wirtshaus. Ein besonderes Detail, das nicht mehr viele Wirtshäuser haben: ein urbayerischer Krug-Tresor mit Stahlgittern, in dem Stammgäste ihre persönlichen Bierkrüge aufbewahren können. Hier sind es übrigens nicht wie üblich Glaskrüge, sondern Keferloher Maßkrügen aus Ton. Entsprechend dazu gibt es einen sogenannten „Grant“ (bairisch für „Trog“) mit Wasserzulauf, in dem die Gäste ihre Privatkrüge vor dem Zapfen beim Schankkellner mit klarem Wasser ausspülen können.
Von Anfang an stand für Architekt Markus Frank bei der Konzeptentwicklung fest, den Münchnern aus dem Stadtteil Au-Haidhausen, ihr „Wirtshaus um die Ecke“ zu erhalten. Gleichzeitig sollte die traditionelle Wirtshaus-Gastronomie aber auch verjüngt und für ein neues Publikum interessant gemacht werden. Es war also schnell klar, dass eine Hausbrauerei in das Gebäude integriert und dessen Herzstück werden sollte. Gleichzeitig setzt das Konzept des „neuen Paulaner“ darauf, dass jeder Gast seinen Platz und ein Angebot nach seinem Geschmack findet.
Betritt man das Gebäude, gelangt man durch einen Windfang in das Foyer, das mit Platten aus Kirchheimer Muschelkalk ausgelegt ist. Blickfang ist ein in den Boden eingelassenes Messinglogo der Brauerei, ein Mönchskopf als stilisierter Urvater der hiesigen Brautradition. Der sandgestrahlte und gebürstete Naturstein bestimmt bereits im Eingangsbereich den Ton, denn seine blaugraue Färbung wiederholt sich in den angrenzenden Bereichen: als Farbtupfer in den Vorhängen der Gasträume über die Fliesen im Braubereich bis hin zu den Metallkonstruktionen in Schwemme und Hausbrauerei. Im anschließenden zentralen, kreisrunden Gastraum bestimmen die beiden in Kupfer strahlenden Sudkessel der Brauanlage das Bild. Das runde Reich der Bierbrauer im inneren Kreis ist am Boden mit hexagonalen, steingrauen Fliesen belegt (Rutschhemmung R11). Eine geflieste Brüstung grenzt den Braubereich nach außen ab. Die Mauer ist mit anthrazitgrauen Klinkerfliesen belegt. Die Riemchen ziehen sich bis zum Boden hinab und bilden dort einen abschließenden Ring um das offene, mit einer Gitterkonstruktion umgebene Treppenhaus. Gefasst von zwei Klinkerfriesen führt ein geschwungener Weg aus Feinsteinzeug-Mosaikfliesen an der Rundung entlang. Die beiden Fliesenarten setzen spannende Akzente hinsichtlich Farbkonzept und Oberflächenstruktur. Der Gastbereich greift sowohl die helle als auch dunklere Farbgebung auf: anthrazitgrauer Terrazzo mit hellen Einsprengseln erstreckt sich hier bis hin zu den holzvertäfelten Rückwänden.
Terrazzo bestimmt auch das Bild in den Sanitäranlagen im Erdgeschoss: für die Damen in heller, fast weißer Ausführung mit dunklem Zuschlag, für die Herren in einem mittleren Grauton mit hellen Steinen. Ein besonderer Hingucker: die circa 400 Kilo schweren aus einem massiven Block gefrästen Dreier-Waschtische.
Im Keller setzt sich das Reich des Bierbrauers mit den Gär- und Lagertanks fort. Abgetrennt durch eine Glasforint kann hier in rustikaler Atmosphäre mit Blickkontakt zu den Edelstahltanks und der Brauanlage getrunken und gegessen werden. Der urige Braukeller ist mit langen Bänken und Tischen möbliert. Am Boden sind flächig wieder Klinkerriemchen verlegt, diesmal im Fischgrätverband. Auf der anderen Seite der Glasfront, im Feuchtbereich des einsehbaren Arbeitsbereichs, wurden die Boden- und Wandflächen entsprechend der damals noch gültigen Einstufung Feuchtigkeitsbeanspruchungsklasse C (hoch-, nass- und chemisch beansprucht) abgedichtet.
Treppen und Böden des Treppenhauses sind ebenfalls mit mineralischen Werkstoffen gestaltet. Auch hier wurde Kirchheimer Muschelkalk verlegt. In einem zweiten, kleineren Foyer im Erdgeschoss, das zum Biergarten führt, ist in den Muschelkalkboden ein Rechteck aus dunklen Klinkerriemchen im Fischgrätverband mit einer einreihigen Rahmung eingesetzt. Darin eingelassen schmückt ein weiterer Messingtaler mit dem Paulaner Logo den Boden. Das besonders große Schmuckelement mit 1,50 Metern Durchmesser bei circa zwei Zentimetern Stärke wurde plan in den Boden des Eingangsbereichs eingelassen.
Wer lieber im Tageslicht sitzt, ist in den Stuben und Gasträumen im ersten Stock gut aufgehoben. Hier haben Bastian Nickolaus und sein Team von der Münchener Firma Fußbodentechnik Nickolaus mit einem Räuchereiche-Stabparkett im Fischgrätverband sowie mit Massivholzdielen auf Podesten inklusive der Ausbildung von Treppenstufen im Erdgeschoss den stilistischen Anspruch des Gasthauses in Handwerksqualität umgesetzt
Rund 500 Quadratmeter Eiche Massivholzdielen und Räuchereiche Stabparkett wurden in den neuen Gasträumen verlegt. Eine besondere Herausforderung bei der Verlegung lag darin, im ersten Obergeschoss einen runden Fries aus Eichenparkett in den Fischgrätverband des Stabparketts einzubauen. Hierzu wurde eine CNC-Schablone mit einem Durchmesser von acht Metern angefertigt, die auf die Parkett-Fläche geschraubt wurde. So konnte das Parkett exakt rund herausfräst und anschließend die Friese passgenau in die entstandene Lücke eingearbeitet werden.