GENERATIONENWECHSEL: NEUSTART NACH SCHULSCHLUSS

Foto: Rathscheck Schiefer

Als in Meinerzhagen 1955 ein neues Wohngebiet errichtet wurde, entstand auch eine neue Schule. Viele Jahre hat sie gut gedient, bis die Kinder, die hier aufwuchsen, erwachsen wurden und wegzogen. Die alte Gemeinschafts-Hauptschule hatte 2017 ausgedient.

Bereits seit 2015 suchte die Stadtverwaltung nach einem Investor für die alte Schule. Die drei Investoren DDM Rolf Lutz, DDM Mike Sternkopf und Pflegedienst-Chef Claudius Hasenau nahmen sich der Schule mit einem Investitionsvolumen von 18 Mio. Euro an. Ziel war das „Quartier der Generationen“, ein Bauwerk mit umfangreichem Nutzen für die Stadt und ihre Bürger.
Basis für die umfangreichen Umbauten war eine besonders robuste Bausubstanz mit drei Meter hohen Räumen. Das Ziegelmauerwerk der Schule ist 48 cm dick und beide Gebäudetrakte sind vollständig unterkellert. Die Betondecken der Schule sind für eine Nutzlast von 500 kg/m² ausgelegt und somit robust genug für praktisch jede zukünftige Anwendung.
Der alte Schulkomplex setzt sich aus zwei Gebäuden zusammen. Das 133 Meter lange Hauptgebäude beherbergt heute zu einem Viertel ein Wohnheim für Demenzkranke. Eine Hälfte des Gebäudes ist im Erd- und Obergeschoss als sozialer Wohnungsbau konzipiert. Es entstanden 34 öffentlich geförderte, barrierefreie Wohnungen. Und die insgesamt 17 Wohnungen unter dem Dach sind frei finanzierter Wohnungsbau. Der 67 Meter lange Gebäudetrakt auf der gegenüberliegenden Grundstücksseite bietet durchweg Mietwohnungen und im hinteren Teil einen Kindergarten. Das ursprüngliche einfache Satteldach wurde komplett abgerissen und bei gleicher Firsthöhe zu einer so genannten Steil-Mansarde mit Flachdach umgestaltet. Auch energetisch wurde die Anlage auf den neuesten Stand gebracht: Eine neue Solaranlage leistet 198 kWp und wird von einem Blockheizkraftwerk mit 20 kW/Std. unterstützt.

Um die Forderungen eines KfW-Effizienzhauses 55 zu erfüllen, darf der Energieverbrauch der gewählten Konstruktionen maximal 55 Prozent des von der Energieeinsparverordnung geforderten Wertes erreichen.

Da einer der Investoren der Dachdeckermeisterbetrieb Rolf Lotz GmbH ist, lag es nahe, die 7 500 m² große Fassadenfläche mit Materialien des Dachdeckerhandwerks zu bekleiden. Die Investoren entschieden sich für eine Mischung aus Schiefer und Biberschwanzziegeln. Die Ziegel sind grau glasiert und der rechteckige Schiefer in vier Gebindehöhen als „Dynamischen Deckung“ gestaltet. Durch diese Materialwahl wurden die großen Gebäude strukturiert, wobei auch die neuen Balkone für eine Gliederung sorgen.
Um die Forderungen eines KfW-Effizienzhauses 55 zu erfüllen, darf der Energieverbrauch der gewählten Konstruktionen maximal 55 Prozent des von der Energieeinsparverordnung geforderten Wertes erreichen. Die 48 cm dicke Ziegelwand wurde mit 14 und 12 cm starker Mineralwolle (WLS 031) gedämmt, die zweilagig zwischen 26 x 6 cm dicke Balken verlegt wurde. Darauf folgte eine Windsperre, Lattung und Konterlattung. Für die Schiefer-Bekleidung wurde statt einer Konterlattung eine Vollschalung verlegt. Auf den Steil- und Flachdächern kamen 24 cm dicke PU-Aufsparren-Dämmungen zum Einsatz.
Für den erforderlichen Komfort erhielten alle Gebäude Aufzüge. Im Innenhof zwischen den zwei Gebäudetrakten wurde ein reizvoller Garten mit einem Wasserlauf angelegt. Der Investitionsaufwand hat sich gelohnt: Inzwischen sind alle Gebäude komplett genutzt.


Fragen an Dachdeckermeister Rolf Lutz

Lutz: Spätestens nach 10 Jahren sind WDVS-Fassaden schmutzig oder setzten Grünspan an. Und so sehen die Bauten im sozialen Wohnungsbau oft wie schmutzige Schuhkartons aus. Das vermeide ich durch eine neue Nutzung von Bestandsgebäuden mit schöner Optik. Wir haben auch bei dieser Schule über verschiedene Materialien nachgedacht und sind dann auf Schiefer und Biber gekommen. Die Lösung ist anspruchsvoller. Ich muss aber im Gegenzug die Fassade nicht alle 10 Jahre streichen.

Die Fassaden des neu entstandenen Quartiers sind nicht wie oft üblich mit einem WDVS gelöst, sondern mit dauerhaften Materialien für vorgehängte hinterlüftete Fassaden. Eine Dynamische Rechteckdeckung aus Schiefer und glasierte Biberschwanzziegel fordern vom Handwerk spezielles Können. Warum diese Lösung?

Lutz: Es ist eine großartige neue Deckung mit einer lebhaften Optik. Sie erzeugt ein modernes Fassadenbild und ist überaus haltbar.

Wie sind Sie auf die Dynamische Deckung mit Schiefer gekommen?

Lutz: Diese alte Uhr haben wir aus einem der Giebel der Schule abgebaut und zentral platziert. Die Uhr war das Erkennungsmerkmal der Schule und hat jetzt in diesem Objekt in einem Türmchen wieder seinen Platz.

Eine Besonderheit ist der liebevoll hergestellte Uhrenturm. Wie ist dieser zustande gekommen?


  • Vor der Verwandlung: ein tristes Schulgelände wie fast überall
  • Jetzt neu: Einladendes urbanes und abwechslungsreiches Leben
  • Erhaltenswert: die alte Schulturmuhr
  • Farben haben im Inneren das Schulgrau abgelöst

Aus
STEIN.KERAMIK.SANITÄR
Ausgabe 5.2020


Was aus einem tristen Schulgelände werden kann, wenn es nicht mehr benötigt wird, hat die Stadt Meinerzhagen vorgeführt. Aus der Gemeinschafts-Hauptschule wurde auf privatwirtschaftlicher Initiative ein Quartier der Generationen. Die Investoren sind der Dachdeckermeisterbetrieb Rolf Lutz GmbH, Gelsenkirchen, der auch für die Ausführung der Fassaden und Dächer verantwortlich war (http://www.lutzdach.de), der Sachverständige für das Dachdeckerhandwerk Mike Sternkopf, Gelsenkirchen (http://sternkopf-sv.de/) und Claudius Hasenau, Geschäftsführer der APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH (https://www.apd.de/). An Dach und Fassade dominiert der Werkstoff Schiefer als dynamische Rechteckdeckung, geliefert von Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen (https://www.rathscheck.de/).



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