Architektur international sind keineswegs imposante Hochhausprojekte der Superlative, wie sie gerne als Image bildende Referenzen internationaler Architekturbüros vorgezeigt werden. Es geht auch in sehr viel menschlicheren Dimensionen. Diese gehen nur zu schnell verloren, wenn man zu Beispiel über das Marina Bay Sands Hotel mit 140 Meter-Infinity-Pool auf dem Dach in Singapur spricht. Oder, um in der Nähe zu bleiben, über das „Projekt Four“, jene Hochhäuser, die die Frankfurter Skyline demnächst komplettieren sollen. Inzwischen geraten sie sogar zunehmend ins Visier des Feminismus. So erinnerten Hochhäuser die kanadische Feministin Leslie Kern an Penisse, die „die ihr überall auflauern“. Und: Typisch westliche Städte seien nichts weiter als bedrohliche Phallus-Wälder. Ihre Form habe „höchstens sekundär etwas mit technischen Gründen oder Platzmangel in der Stadt zu tun“.
Höchste Zeit also, gegen zu steuern. Dazu ist nichts besser geeignet als der „Brick Award 20“, den der Ziegelhersteller Wienerberger 2020 zum neunten Mal ausgelobt hatte. 644 Projekte aus 55 Ländern haben bewiesen, dass Architektur auch ohne Superlative zu spektakulären Ergebnissen fähig ist. Ohne auszuschließen, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, Verbindungen zwischen den Menschen und der bebauten Umwelt zu schaffen, in diesem Fall waren es keramische Baustoffe, die „innovative Ansätze zur Schaffung eines attraktiven Wohn- und Arbeitsumfeldes“ schaffen können, wie Heimo Scheuch, Vorstandsvorsitzender der Wienerberger AG anlässlich der Bekanntgabe des Ergebnisses betonte.
Fünf Kategorien standen zur Wahl. Neben „Feeling at home“, „Living together“, „Working together“ und „Sharing public spaces“ hat besonders die Kategorie „Building outside the box“ Aufmerksamkeit verdient. Sie stand für innovative Konzepte und Einsatzmöglichkeiten für Ziegel, neue Bautechniken, nach Kundenwünschen gefertigte Ziegel und neue Formen der Ornamentierung.
Die Maya-Somaiya-Bibliothek von Sameep Padora & Associates befindet sich in Indien und wurde Gewinner der Kategorie „Building outside the box“, da dieses mit seinem innovativen Charakter dem Geist dieses Preises entspricht. Hier wurden Ziegel auf unkonventionelle Art zur Gestaltung des Dachs als schwebende Landschaft und Spielplatz einer Schule bei gleichzeitiger Betonung der Bibliotheksfunktion eingesetzt. Foto: Edmund Sumner