Die heitere Atmosphäre, die das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar im sauerländischen Olpe umfängt, wird schon auf dem Parkplatz spürbar. Die Fläche aus farbenfrohen Pflasterklinkern liegt wie ein bunt gestreifter Teppich vor den Besuchern und signalisiert: Hier darf man auch lachen und fröhlich sein. Die Neugestaltung der Außenanlagen ist unkonventionell und wird genau deshalb dem Geist dieses besonderen Ortes gerecht.
Das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar liegt in einer ausgedehnten Hügellandschaft am Stadtrand von Olpe/Biggesee in Nordrhein-Westfalen. Es wurde 1998 als erstes deutsches Kinderhospiz erbaut und 2009 um ein Gebäude als erstes Jugendhospiz in Deutschland erweitert. Insgesamt gibt es zwölf Plätze für schwerkranke Kinder und deren Familien, die während ihrer Aufenthalte hier auftanken und Kraft schöpfen können oder in der letzten Lebensphase Unterstützung und Trost finden. „Viele empfinden Hospize als traurige Orte“, sagt Landschaftsarchitektin Doris Herrmann, die mit der Neugestaltung der Außenanlagen beauftragt wurde. „Doch hier ist alles ganz anders.“ Trotz der schweren Schicksale ist die Atmosphäre heiter. Man konzentriert sich auf die glücklichen Momente, die die Familien in der noch verbleibenden Zeit hier gemeinsam erleben und genießen können.
Mit warmen und natürlichen Farben und Materialien auf die glücklichen Momente konzentrieren.
Doris Herrmann, Landschaftsarchitektin
Diese Grundhaltung spiegelt sich auch in den Außenanlagen. Doris Herrmann ließ sich sensibel auf den besonderen Ansatz des Hauses ein. Im engen Austausch mit Hospizleiter Rüdiger Barth entwickelte sie ein Konzept, das den bis dahin kaum nutzbaren, steilen Hang auf dem Gartengelände neu erschloss und eine Erweiterung der Aufenthaltsbereiche ermöglichte. Sie arbeitete mit warmen und natürlichen Materialien wie Holz und Pflasterklinkern, spielte mit Farben und Formen. So entstand ein freundlicher Garten mit Wegen, die sich durch das Gelände schlängeln, vorbei an Spielgeräten, Terrassen, Brunnen, Pflanzbeeten, Bänken und liebevoll inszenierten Rückzugsorten. Alles lädt ein zum Entdecken oder zum Entspannen und Kraftschöpfen in naturnaher Atmosphäre.
Selbst der Parkplatz ist anders als gewohnt. Der farbenfrohe Be-lag erinnert an einen bunten Teppich und stimmt die Besucher positiv ein. „Ich wollte den Kindern das Ankommen erleichtern. Sie sollen sofort das Gefühl haben: Hier geht es mir gut“, erklärt die Planerin ihre Überlegungen. Sie schätzt die warme Ausstrahlung von Pflasterklinkern, die Fähigkeit des natürlichen Materials aus gebranntem Ton, Wärme zu speichern und wieder abzugeben. Es steht in angenehmem Kontrast zum eher kühlen, sauerländischen Klima. Doris Herrmann fügte Streifen von Pflasterklinker unterschiedlicher Anmutung in unterschiedlichen Breiten und lebhaften Farbwechseln von angenehmen Grau- bis zu leuchtenden Gelbtönen zusammen. Einerseits holt sie mit ihrer Farbwahl ab, was sie auf dem Gelände vorfand: die gelbe Hausfassade beispielsweise oder die grün-orangen Töne der Dachbegrünung. Andererseits erzielt sie so eine eigenständige, lebendige Wirkung und setzt die Gestaltungselemente auch in den Gartenanlagen fort.
Ich wollte den Kindern das Ankommen erleichtern. Sie sollen sofort das Gefühl haben: Hier geht es mir gut.
Doris Herrmann, Landschaftsarchitektin
Die Verlegung der insgesamt über 2 300 m² Pflasterklinker stellte eine spezielle Herausforderung dar. Um auf dem Parkplatz eine plane Fläche zu erreichen, mussten die Höhenunterschiede zwischen den Sorten über die Tragschicht ausgeglichen werden. Außerdem sollte der Belag der Belastung durch Besucherverkehr wie auch Rettungsfahrzeuge standhalten. Dazu kam der Wunsch der Hospizleitung nach einer fugenlosen Verlegung, um den Rollwiderstand für Rollstuhlfahrer zu minimieren. Bei der hier angewandten, ungebundenen Verlegweise können fehlende Fugen bei hoher Belastung, wie sie auf Parkplätzen zu erwarten ist, jedoch zu unschönen Abplatzungen führen. Dennoch ließ sich Damjan Radonic, Bauleiter bei der mit der Ausführung beauftragen Firma Kramer Garten, darauf ein und war am Ende selbst überrascht: „Ein tolles Ergebnis und ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, auch einmal etwas Außergewöhnliches zu wagen.“
Kreative Details fesseln den Blick, regen die Sinne an und sorgen für Abwechslung, werden mit ihrer rustikal anmutenden Optik zum Hingucker und stehen im Wechselspiel zu den weiteren Belags-materialien aus Kalksplitt.
Fotos: Kinder- und Jugendhospiz Balthasar / Daniela Toman; Damjan Radonic, Kramer Garten
Zwar gab es anfänglich tatsächlich wie vermutet die eine oder andere Abplatzung, doch führte das bei den getrommelten Pflasterklinkern zu keinen optischen Beeinträchtigungen. Typisches Merkmal dieser speziellen Retro-Pflasterziegel ist ihre rustikale An-mutung durch raue, angestoßene Kanten. In einem speziellen Herstellungsverfahren, dem sogenannten „Trommeln“, erhalten sie ihren unverwechselbaren Vintage-Look. Lediglich beim Pflasterklinker „Märkisch“ mit seiner klassisch geradlinigen Form entschloss man sich, die Klinker noch einmal herauszunehmen und neu mit Fuge zu verlegen. Auch das ist bei Pflasterklinkern problemlos möglich. Sie sind nahezu unverwüstlich und können deshalb selbst nach jahrzehntelanger Nutzung wiederverwendet werden. Der bunte Teppich bleibt also noch lange ausgerollt und wird den Gästen des Kinder- und Jugendhospizes stets einen freundlichen Empfang bereiten.