URLAUBSFEELING IM DESIGNER-SHOWROOM

Respektlos, schrill und markig: Die 67qm große Suite „Pop Art“ fängt das Lebensgefühl der wilden 1960er-Jahre mit bunten, knalligen Farben und frechen Accessoires ein. Im Bad versteckt sich die Duschrinne dank Fliesenmulde dezent im Badboden. und die WC-Betätigungsplatte in glänzendem Weiß setzt an der roten Wand ein freches Highlight.

Das Gastgewerbe hat sich in den letzten Jahrzehnten mit zahlreichen kreativen Ideen immer wieder neu erfunden. Zwar wird die Branche aktuell leider ausgebremst, aber gerade das scheint zu neuen Iden anzuregen. Nach Business-Hotel oder Boutique-Hotel jetzt also das „Shopping-Hotel“.

Zuletzt hatten wir an dieser Stelle über das Hotel Heimhude in Hamburg berichtet, in dem Design-Komponenten der Gästezimmer erwerbbar waren. Designhotel Laurichhof in Pirna setzt jetzt nach eins drauf. Auch hier stehen Innenarchitektur und Design im Mittelpunkt des Konzepts. Alle 27 Suiten sind komplett individuell gestaltet und durchgängig mit Designerstücken ausgestattet. Jedes Einrichtungsstück kann von den Gästen erworben und in den meisten Fällen gleich mitgenommen werden. Das gilt sogar für die meisten immobilen Ausstattungsobjekte bis hinein ins Badezimmer, zum Beispiel mit seinen Duschrinnen, Betätigungsplatten, Spülkästen oder Armaturen. Wobei in diesen Fällen das Mitnehmen eher problematisch ist. Das Hotel-Management aber nimmt die Bestellung entgegen und liefert das Gewünschte in ganz Deutschland.

Die 33 m²-Suite „Evergrins“ setzt die Farbe Grün als Stilmittel ein. Steckdosen und Bedienelemente in der kleinen, intimen Wohlfühl-Oase sind hier schwarz gehalten. Starker Kontrast zum Grün der Evergrins-Suite: Hier kreeieren die Kontraste zwischen Schwarz und Weiß sowie rund und eckig eine ausgewogene Atmosphäre.

"Was nicht gleich aus der Suite oder dem hoteleigenen Shop mitgenommen werden kann, wird bestellt und deutschlandweit geliefert"
Annette Katrin Seidel, Architektin

Dahinter steckt eine Familie, die in der Welt von Architektur, Design und Kreation zuhause ist. Annette Katrin Seidel, Uwe Seidel und ihr Sohn Franz Philip Seidel sind Designer und Architekten und haben sich mit dem Laurichhof einen Traum erfüllt, der auch Traumwelt für ihre Gäste sein soll.Das Interieur des Laurichhofs erinnert daher an ein Storyboard, wie es Filmschaffende verwenden, um Szenen vor dem Dreh zu visualisieren: Durch die filmreifen Inszenierungen hochwertiger Möbel und Designerstücke in den 27 Suiten sollen die Gäste des Hotels überrascht, inspiriert und in Fantasiewelten entführt werden, die nicht nur schön, sondern auch funktional sind. Die Stil-Palette reicht dabei von der Klassik über die Romantik bis zur Moderne. Dazu wurden die Räumlichkeiten bis ins kleinste Detail, vom Lichtschalter bis zur WC-Betätigung, definiert.Das Wohnen inmitten von Möbeln renommierter Designer, die geschickt in funktionale Raumkonzepte eingebunden sind, soll Emotionen wecken und die Wirkung von Raum und Design quasi im Vorbeigehen erlebbar und begreifbar machen. Zugleich wird auch der Wunsch nach „Habenwollen“ geweckt. Die Hotelgäste können einzelne Möbelstücke, komplette Ensembles oder ganze Raumausstattungen mit nach Hause nehmen. Dabei stehen ihnen auf Wunsch Interieur Designer zur Seite, die sie zur Realisierung in den heimischen vier Wänden individuell beraten.

„Was nicht gleich aus der Suite oder dem hoteleigenen Shop mitgenommen werden kann, wird bestellt und deutschlandweit geliefert,“ erklärt Annette Katrin Seidel. So können auch ganze Innenarchitekturkonzepte oder fest installierte Produkte über das Hotel erworben werden. Was besonders für Bauherren interessant ist, die sich im Laurichhof ebenfalls umfassend inspirieren und beraten lassen können. Das Hotel ist also eine Art bewohnbarer Showroom – nicht nur für die Hotelgäste, sondern für alle Interessenten, die das außergewöhnliche Design und die besondere Gestaltung der Suiten kennenlernen und auf ihr eigenes Bauprojekt übertragen möchten. Da könnte fast schon das Urlaubs-Feeling in den Hintergrund rücken.

Wie ein Serail aus Tausendundeiner Nacht wirkt die 66 m2-Suite „Marrakesch“ mit ihren orientalischen Ornamenten und Accessoires. Bis zu vier Personen finden hier Platz. Wertvolle Stoffe und hochwertige Materialien, pittoreske Kuppeln und Bögen laden zum Träumen ein. Der markante Fliesenboden zieht sich durch die ganze Suite.



Eine wesentliche Rolle im Gestaltungskonzept des Hotels spielen die Badezimmer der Suiten. Sie sollen ein außergewöhnliches Design, höchstmöglichen Komfort und mehr Platz bieten, als dies in vielen Hotels üblich ist. Obwohl die Ansprüche an die Funktionalität in diesen Räumen besonders hoch sind, wurden sie mit der jeweiligen Thematik der Suite verwoben, bewusste Überspitzungen und Überraschungen gehören zum Konzept. Neben der Gestaltung wurde besonders auf Stauraum und Ablageflächen für größere Taschen geachtet, ausreichend viele Haken eingeplant und ein durchdachtes Lichtkonzept verwirklicht.
„Das Bad spielt eine zentrale Rolle, da es heute kein reiner Funktionsraum mehr ist, sondern ein Wohlfühlraum wie das Wohnzimmer, das Schlafzimmer oder die Küche. Funktionalität und Komfort sind die Basis, auf der das Design aufbaut, um die einzigartige Atmosphäre zu kreieren, die typisch für den Laurichhof ist“, beschreibt Franz Philip Seidel die zugrundeliegende Idee. Bei der Badplanung achteten die Bauherren daher auf Material, Farbe und Form jedes noch so kleinen Details wie etwa auf abgestimmte Farben bei Fugen, Steckdosen und sogar den WC-Betätigungsplatten, die für Franz Philip Seidel ein gutes Beispiel für die gestalterische Bedeutung rein funktionaler Elemente im Raum sind.

Das Bad als Wohlfühlraum wie Wohnzimmer, das Schlafzimmer oder die Küche

"Alle Produkte werden direkt über uns bezogen über uns bestellt und geliefert, „so dass immer auch eine individuelle Beratung stattfinden kann"
Franz Philip Seidel, Architekt

Werden ihre Materialität, Farbe und Form bewusst gewählt, können sie entweder eine große visuelle Kraft entwickeln oder sich zugunsten des Raums zurücknehmen, so Franz Philip Seidel. Das gelte auch für Duschrinnen als Gestaltungselemente. „Auch hier kommen unterschiedliche Gestaltungsprinzipien zum Tragen, je nachdem, ob sie sich nahezu unsichtbar in die Raumarchitektur integrieren oder einen bewussten Bruch erzeugen sollen.

Eine unsichtbar in den Boden integrierte Duschrinne erzeugt eine Homogenität im Duschbereich und erlaubt es den Architekten, den Fokus auf die Hauptelemente zu setzten. Optische Kontrapunkte wurden dagegen mithilfe der Roste und Abdeckungen der Duschrinnen verwirklicht, von Fliesen und Naturstein über farbiges Glas bis hin zu gebürstetem Edelstahl.

Natürlich können im Rahmen des Showroom-Konzepts auch die fest installierten Badelemente von den Gästen gekauft werden. „Alle Produkte werden direkt über uns bezogen über uns bestellt und geliefert, „so dass immer auch eine individuelle Beratung stattfinden kann“, so Franz Philip Seidel.

Waidmannsheil möchte man beim Betreten der Suite „Waldmannsheim“ rufen. Auf 37 m2 wurde das Klischee vom romantischen Sehnsuchtsort bewusst so stark übertrieben, dass es schon wieder kultig wirkt. Wer dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, dem geben die weißen Badelemente Orientierung: zum Beispiel die Duschrinne mit weißer Glasabdeckung. WC-Betätigung hat eine mintgrüne Blende aus Glas und unterschiedlich große weiße Tasten

Aus
STEIN.KERAMIK.SANITÄR
Ausgabe 1.2021

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Fotos:
Designhotel Laurichhof /
www.seidelstudios.de


Außer den hier erwähnten Suiten gibt es noch zahlreiche Weitere, deren Namen viel versprechend klingen, so zum Beispiel „Fantasia“, „Goldrausch“, „Honey-Mohn“, „Whiteout“, „Spotlight“, „Schachmatt“, „Big in Japan“, „Unter dem Meer“, „Palazzo de Medici“, „Wolke 7“, „Mogli“, „Charles Braun“, „Casa Novum“. Was sich dahinter verbirgt, beschreibt die Internetseite des Hotels: https://www.laurichhof.de/suiten-zimmer-pirna/. Die WC-Betätigungsplatten und Duschrinnen für die Gästebäder lieferte in den jeweiligen zum Raum-Thema passenden Ausführungen Tece GmbH (Hollefeldstraße 57, 48282 Emsdetten, www.tece.de).


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