FARBEN UND FORMEN FÜR EINEN WISSENSCHAFTSPARK

Foto: Agrob Buchtal Gmbh / Jochen Stüber

Am Rand einer Grünfläche unweit der Universität Osnabrück liegt das neue Studentenwohnheim des Studentenwerks Osnabrück. Es ist schon allein äußerlich besonders. Denn es hat sein bei solchen Objekten vielfach übliches graues und eintöniges Gewand abgelegt und gegen eine farbenfrohe Hülle eingetauscht. Zu verdanken ist das den Osnabrücker Plan.Concept Architekten und keramischen Formteilen, die Ausdruck eines in jeder Hinsicht schlüssigen Architekturkonzeptes sind.

Naturverbunden trotz selbstbewusster Dynamik

Scheint das viergeschossige Studentenwohnheim aus der Entfernung noch in den Hintergrund treten und mit den Bäumen der Grünfläche verschmelzen zu wollen, offenbart es sich beim näheren Hinsehen als selbstbewusster Neubau. Dabei ist es nicht nur seine Farbigkeit, die es so dynamische wirken lässt, sondern auch die wellenförmig vorgehängte Fassade. Dieser Schwung basiert auf einer Sinuswelle, die in der Natur, aber auch in vielen naturwissenschaftlichen Studienfächern eine wichtige Rolle spielt. Der bunte Gesamteindruck ist einzelnen feinen Farbstreifen zu verdanken. Ob sie nun sinnbildlich das lebhafte Studentenleben zum Ausdruck bringen oder lediglich mit dem grün-rötlichen Farbspiel der rund um das Wohnheim neu gepflanzten Gräser korrespondieren sollen, bleibt dem Betrachter überlassen. Auf jeden Fall sind es die keramischen Vierkant-Formteile, deren unregelmäßige Oberfläche einen ebenso haptischen wie erdig-naturverbundenen Eindruck vermittelt.

Gleichförmige keramische Vierkant-Formteile intelligent montiert

Die jeweils einfarbigen Streifen bestehen aus insgesamt 9 574 keramischen Vierkant-Formteilen, die übereinander angeordnet sind, in der Regel 114, 145 oder 81 cm lang und mit einem Querschnitt von 50 x 60 mm. Sie sind in sechs unterschiedlichen Farben jeweils vierseitig in den entsprechenden Farben glasiert. Aufgrund dieser Gleichförmigkeit und weil sie mit verdeckten Klammern an der Unterkonstruktion montiert sind, entsteht der Eindruck fugenlos durchlaufender Farbstreifen.
Die jeweils einfarbigen Streifen bestehen aus insgesamt 9 574 keramischen Vierkant-Formteilen, die übereinander angeordnet sind, in der Regel 114, 145 oder 81 cm lang und mit einem Querschnitt von 50 x 60 mm. Sie sind in sechs unterschiedlichen Farben jeweils vierseitig in den entsprechenden Farben glasiert. Aufgrund dieser Gleichförmigkeit und weil sie mit verdeckten Klammern an der Unterkonstruktion montiert sind, entsteht der Eindruck fugenlos durchlaufender Farbstreifen. Dass die hinterlüftete Fassade aufgrund der welligen Form geneigt und teils sogar überhängend ist, hatte auf die Befestigung der Vierkant-Formteile keinen Einfluss. Dennoch musste eine Konstruktion entwickelt werden, die die Lage und Neigung der einzelnen Elemente genau festlegte, um deren Montage so präzise wie möglich zu machen.

Dynamisch geschwungene Fassade aus modularen Elementen

Das farbliche Erscheinungsbild des Gebäudes hatten die Planer des Osnabrücker Büros Plan.Concept Architekten mit großer Sorgfalt entworfen. Sie entschieden sich für insgesamt sechs rötliche und grüne RAL-Farbtöne. Teilweise musste der Hersteller (Agrob Buchtal) die Rezepturen dieser exakt definierten Glasuren eigens entwickeln und für die Endauswahl bemustern. Keramik als Fassadenmaterial stand für die Architekten relativ schnell fest. Holz beispielsweise wäre zu pflegeintensiv und Aluminium aufgrund seines hohen Energieeinsatzes bei der Herstellung zu unökologisch gewesen.

Doch auch der Nachhaltigkeitsaspekt spielte eine große Rolle. Einerseits wollten die Architekten ein Haus schaffen, die für die bis zu 124 Studenten zu einer unverwechselbaren identitätsstiftenden Adresse wird. Andererseits sollte das Material der Gebäudehülle zum Plusenergiehauskonzept mit Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe passen und konsequenterweise aus einem langlebigen, natürlichen Rohstoff bestehen. Die keramischen Vierkant-Formteile erwiesen sich in diesem Kontext als ideal, auch weil sie es als relativ kleine lineare Elemente ermöglichten, sowohl die Farbenvielfalt als auch die komplex geschwungene Silhouette zu realisieren.

Fotos: Agrob Buchtal Gmbh / Jochen Stüber

Aus
STEIN.KERAMIK.SANITÄR
Ausgabe 1.2021

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Im neuen Studentenwohnheim an der Albert-Einstein-Straße ist Platz für 124 Studenten . In denEinzelapartments oder WG`s können sie sich das Leben rund um das Studium behaglich gestalten. Auch energetisch ist das Wohnheim bespielhaft: als Plusenergiegebäude produziert es mehr Energie als es verbraucht. Die bunte, geschwungene, keramische Stabziegelfassade, die dem Objekt einen besonderen Charakter verleiht, wurde auch nach innen transportiert, so finden sich die bunten Farben beispielsweise bei den Wandfliesen im Bad und an der Küchenrückwand im Inneren wieder.


Baudaten:
100 Apartments / WG`s, 124 Wohnplätz
Wohnfläche: 3.385 m²
Grundstücksgröße: 3.500 m²
Erster Spatenstich: März 2018
Fertigstellung / Bezug: Februar 2020


Planung:
PLAN.CONCEPT Architekten GmbH
Blumenmorgen 2
49090 Osnabrück
https://www.planundconcept.de/

Fassadenbekleidung:
Keramische Vierkant-Formteile der Serie „KeraShape“ von Agrob Buchtal GmbH
www.agrob-buchtal.de bzw. https://facade.agrob-buchtal.de/de/fassadenverkleidung-kerashape

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