Ein Mosaik-Kunstwerk von ganz besonderer Schönheit ist seit Ende vergangenen Jahres im israelischen Pilgerort Magdala zu bewundern. Seinen Ursprung hat es jedoch nicht im Heiligen Land, sondern in Nordrhein-Westfalen. Genauer gesagt im Atelier der chilenischen Künstlerin Maria Fernandez auf Burg Engelsdorf bei Aldenhoven. Die Bildhauerin und Expertin für urbane Kunst arbeitet bereits seit mehreren Jahren am künstlerischen Konzept für das neue Magdala-Center am See Genezareth.
In Magdala, aus der Bibel vor allem als Geburtsort von Maria Magdalena bekannt, entsteht aktuell ein neues Pilgerzentrum. Bei Ausgrabungen wurden hier Überreste einer Synagoge aus der Zeit Jesu freigelegt. Neben anderen Kunstwerken entstand auf dem direkt am See Genezareth gelegenen zentralen Platz der neuen Pilger- und Begegnungsstätte eine große Landschaftsinstallation in Form eines Bodenmosaiks. Das von Maria Fernandez gestaltete runde Kunstwerk mit dem Titel „Map Galilee“ hat einen Durchmesser von mehr als 12 Metern und stellt eine Karte des historischen Galiläas dar, also des Gebiets zwischen dem Mittelmeer und den Golanhöhen zur Zeit Jesu. In der Karte eingearbeitet wird die Darstellung von Orten und Ereignissen der verschiedenen Religionen, beispielsweise einzelne Stationen aus dem Leben Christi, Orte, an denen er lebte und predigte. Zu sehen sind aber auch die Fischer auf dem See Genezareth und viele wunderschön ausgeformte, filigrane Kleinmotive wie Tauben, Skorpione und Palmen. Die Karte ist ein ikonographisches Kunstwerk des Glaubens, der Kultur und Geschichte. Es soll den Pilgern helfen, die ihnen wichtigen Orte im Heiligen Land oder Heilige Stätten zu finden und noch besser zu identifizieren.
... mit Kunst erziehen, Werte vermitteln, hinführen zur Erkenntnis von einem Wesen des Menschen, das weit über sinnliche und weltliche Genüsse hinausführt.
Maria Fernandez
Bei der Herstellung des Mosaiks entschied sich die Künstlerin für verschiedene Marmorsorten, einem besonders „warmen“ Natursteinmaterial, wie Sie es ausdrückt. Marmor nicht nur aus Italien, Spanien und Portugal, sondern auch aus Indien und Brasilien, kam dabei ebenso zum Einsatz wie hochwertiger deutscher Juramarmor aus Solnhofen. Bei der Auswahl der Materialen und bei der handwerklichen Umsetzung der Mosaik-Arbeiten arbeitete Maria Fernandez eng mit Meisterinnen und Meistern aus Italiens angesehenster Mosaik-Schule, der Scuola Mosaicisti del Friuli mit Sitz in Spilimbergo in der Nähe von Udine, zusammen. Eine besonders wichtige Rolle spielte dabei die Mosaik-Meisterin Clementina Manzo, deren Fachwissen und unermüdliches Engagement ganz wesentlich zum Gelingen des Werkes beigetragen habe, so Maria Fernandez.
Die Herstellung der rund zwei Millionen Mosaik-Steine erfolgte vor Ort auf Burg Engelsdorf in präziser und mühevoller Handarbeit. Die großen, aus aller Welt stammenden Naturwerksteinplatten wurden dabei zunächst in Streifen geschnitten. Anschließend wurden sie von Maria Fernandez und ihrem in diesen Arbeiten besonders erfahrenen italienischen Mosaik-Spezialisten immer weiter geteilt und schließlich in etwa daumennagelgroße, teilweise auch nur wenige Millimeter dicke Stücke gebrochen und anschließend „getrommelt“. So bekam jeder Stein seinen ganz eigenen Ausdruck. Später wurde jeder einzelne Stein dem künstlerischen Entwurf entsprechend auf ein ausgelegtes Gewebe geklebt, so dass das Kunstwerk nach und nach seine endgültige Form annahm. Was nach seiner Fertigstellung den Eindruck eines Ganzen macht, besteht in Wahrheit aus mehr als 220 einzelnen Segmenten; denn nur in einzelne Segmente zerlegt konnte das Mosaik auf die 3 000 Kilometer lange Reise ins Heilige Land geschickt und dort zusammengesetzt werden.
Die Verlegung der Mosaik-Steine erfolgte im engen Kontakt mit der Anwendungstechnik des italienischen Bauchemieherstellers Mapei. So konnten in deren Werkstatt Austestungen an Echtmustern der späteren Mosaik-Matten hinsichtlich der passenden Klebemörtel- und Fugenmörtelwahl vorgenommen werden. Das war besonders deshalb wichtig, weil am Einbauort in Israel mitunter extreme klimatische Verhältnisse herrschen.
Zeitgleich wurde von Maria Fernandez neben zwei Brunnen mit Fischmotiven auch eine mehr als sechs Meter hohe, aus Natursteinblöcken bestehende Säule für das Magdala-Center entworfen und realisiert. Von der Künstlerin wurden hier Inlays mit eingeklebten Tonscherben eingearbeitet. Die vor Ort gefundenen, über 2000 Jahre alten Tonscherben werden damit als Exponat für die Besucher erlebbar gemacht.
Die Künstlerin: Geboren in Santiago de Chile 1954, hatte Maria Fernandez erste Ausstellungen mit bildhauerischen und grafischen Werken schon im Alter von zwanzig Jahren ebenfalls in Santiago, wo sie an der Kunstakademie ihr Studium begann. Ihre Arbeiten sind über die ganze Welt verteilt, wie zum Beispiel der Kreuzweg in der „Gott-Vater-Kirche“ in Buenos Aires, dem Altarschiff mit einem Kreuz als Mast in der Pilgerkirche des „Magdala-Centers“ in Israel am See Genezareth oder dem Reliquienschrein des hl. Suitbert in Düsseldorf-Kaiserswerth (mit Material der Herzog Media, Jülich)