Ein Beitrag aus SKS Ausgabe 6.2022

Adlerwerke erleben architektonischen Aufschwung

Mitten im angesagten Frankfurter Gallusviertel ist Ende 2021 das Neubauquartier Wings fertiggestellt worden. Das Architekturbüro Planquadrat entwarf dafür abwechslungsreiche Gebäudeensembles mit insgesamt 239 Ein bis Vier-Zimmer-Eigentumswohnungen, überwiegend mit kompakten Wohnflächen von bis zu 99 Quadratmetern. Über eine Blickachse schaut man auf die restaurierte Fassade der Adlerwerke, die Inspiration für den Namen „Wings“.

Nach knapp dreieinhalb Jahren Bauzeit wurde damit in der Kleyerstraße eine städtebauliche Lücke geschlossen und ein lebendiger Stadtbaustein am Eingang zum Frankfurter Gallus geschaffen. Das neue, urbane Viertel zeigt sich von außen wie eine klassische Blockrandschließung mit markantem Kopfbau, teilt sich im Inneren jedoch in zwei Gebäudekomplexe auf, die jeweils einen Hof umschließen. Der nördliche Komplex wird größtenteils als Boardinghouse mit großzügigem, repräsentativem Foyer und farbenfrohen Balkonen genutzt. Zudem befindet sich dort eine Kita mit Außenspielbereich im ruhigen Innenhof sowie geförderter Wohnungsbau. Der südliche Komplex nimmt frei finanzierten Wohnungsbau mit unterschiedlich großen Wohnungstypen auf.

Klassisches Erscheinungsbild mit spannender Abwechslung im Inneren

Zwischen den Baublöcken und entlang der imposanten Fassade der historischen Adlerwerke wurden zwei großzügige Wege mit einem städtischen Platz am Kreuzungspunkt angelegt. Die Promenaden und der Platz sind öffentlich zugänglich, laden zum Verweilen ein und setzen den denkmalgeschützten Industriebau effektvoll in Szene. Zwei siebengeschossige Kopfbauten rahmen den Platz und markieren gleichzeitig den Quartierseingang. Betont werden sie durch kupferfarbene Brüstungen und in leuchtendem Orange gehaltenen Loggien.

Die Außenfassaden des Neubaukomplexes fügen sich mit ihren Putzflächen, Klinkersockeln, vertikalen Gliederungen und fassadenbündigen Loggien harmonisch in die Gründerzeitbebauung der Nachbarschaft ein.

Wir müssen uns stärker vom Denken und Planen in Einzelteilen verabschieden, hin zum modularen Bauen.
Markus Gruber, Projektmanager bei Planquadrat

Modernität und Urbanität ziehen sich von der äußeren Hülle bis ins Innere und prägen anspruchsvolle Wohnkonzepte. Das Bad übernimmt als Lifestyle orientierter Wohnraum dabei ebenfalls eine zentrale Rolle. Im Konzept des Wings entschied sich das Architekturbüro für hochwertige Keramikfliesen, ausgedehnte Spiegelflächen zur optischen Vergrößerung des Badbereichs, Designer-Badewannen zum Abtauchen für entspannte Stunden und Rainshower-Duschen. Der luxuriöse Charakter der Räume wird zusätzlich durch die Raumhöhe von über vier Metern unterstrichen. Zudem hatte der Bauherr den Wunsch, bei Bedarf auch noch nachträglich ein Dusch-WC an das bereits vorhandene WC-Modul anschließen zu können. Die ästhetische Ausstattung wird abgerundet durch entsprechende Detail-Lösungen wie zum Beispiel die Verwendung eleganter WC-Betätigungsplatten. Sie fügen sich mit ihrem besonders flachen Aufbau von nur fünf Millimetern und großzügigen Tasten in das elegante Ambiente der Sanitärräume ein.

Systemwände ermöglichen Freiräume und Flexibilität

Die gestalterische Vision, die Ausstattungswünsche und die Flexibilität für spätere Veränderungen gaben schlussendlich den Ausschlag, sich für industriell vorgefertigten Sanitärwände und -schächte und gegen die ursprünglich geplanten Fertig-Nasszellen zu entscheiden. Damit konnten alle Anforderungen erfüllt und die Gestaltungsfreiheit der Architekten erhalten werden. Die Ansprüche an Technik, Funktionalität, Design und Ästhetik ließen sich mit der Entscheidung für die vorgefertigten Register mit einem minimalen Aufwand erfüllen. Denn einmal geplant, lassen sich mit den vorgefertigten Sanitärwänden auch alle Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz und Trinkwasserhygiene erfüllen.

Insgesamt wurden 200 dieser Module von der ausführenden mbs Modulbauservice GmbH eingebaut. Für Dipl.-Ing Architekt Markus Gruber, verantwortlicher Projektmanager bei Planquadrat, war nicht nur die industrielle Vorfertigung der Installationswände von Bedeutung, sondern auch die Reduzierung der Schnittstellen zum Trockenbau und vor allem auch die gestalterischen Freiheiten. „Wir müssen uns stärker vom Denken und Planen in Einzelteilen verabschieden, hin zum modularen Bauen,“ so die Bilanz von Markus Gruber.

Links: Dezente und hochwertige Ausstattung prägt das in den Farben Weiß und Beige gehaltene Bad mit großformatigen Spiegeln, Rainshower-Dusche und Keramik-Fliesen

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Oben: Die Monteure der ausführenden Firma Modulbauservice GmbH stellten die vorgefertigten Register auf und schlossen sie an.

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Rechts: Wegen der gestalterischen Freiheiten sowie der Flexibiltät kamen anstelle der geplanten Fertig-Nasszellen industriell vorgefertigten Register und -schächte zum Einsatz.

Die Adlerwerke vorm. H. Kleyer AG waren ein deutsches Fahrzeug- und Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main, das Fahrräder, Autos, Motorräder und zuletzt bis 1998 Büromaschinen herstellte. In Verruf kamen die Adlerwerke im zweiten Weltkrieg, als sie während des Kriegs in Frankfurt Arbeitslager für Zwangsarbeiter an der Froschhäuser Straße sowie Kleyerstraße 45 und Krifteler Straße 47 unterhielten. Nach Einstellung der Produktion und Verkauf des historischen Firmensitzes wurde das Unternehmen an einen Investor verkauft. Es firmiert seit 1999 als Adler Real Estate und hat sich auf den Ankauf und die Bewirtschaftung von Wohnimmobilien ausgerichtet. Das Unternehmen ist unter dem neuen Namen weiterhin an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.


In einigem Abstand befinden sich die denkmalgeschützten Adlerwerke, wo seit 2021 der „Geschichtsort Adlerwerke: Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager“ an das KZ-Außenlager unter dem Decknamen Katzbach erinnert: https://geschichtsort-adlerwerke.de/ Die sanitäre Ausstattung erfolgte mit den industriell vorgefertigten Sanitärwänden und Sanitärschächten der Marke „TECESystem“ (https://www.tece.com/de/installationswaende/tecesystem-sanitaerwaende-sanitaerschaechte), montiert von der Modulbauservice GmbH (https://modulbauservice.de/). Geplant wurde das Projekt von der Planquadrat Elfers Geskes Krämer PartG mbB (https://www.planquadrat.com/)

Fotos: Kirsten Bucher, Matthias Ibeler für TECE

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