GLÄSERNER WÜRFEL ALS TOR ZUR EUROPACITY

Foto: Adam Mørk

Berlin ist nicht nur deutsche Hauptstadt als politisches Zentrum, sondern gilt als pulsierender Treffpunkt der internationalen Kunst- und Kulturszene. Doch ausgerechnet die so lebendige Bundeshauptstadt verfügte lange über ein karges, durch Baustellen geprägtes Bahnhofsgelände. Um den angrenzenden Washingtonplatz städtebaulich zu komplettieren und dessen prominenter Lage gerecht zu werden, schuf das dänische Architekturbüro 3XN einen Solitär aus Glas mit einer Breite, Höhe und Länge von jeweils 42,5 Metern.

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Direkt gegenüber vom Hauptbahnhof
spiegelt die Glasfassade des Bürokomplexes
die umliegenden Gebäude wider

Der „Cube“ setzt, diagonal auf dem Vorplatz platziert, mit seiner nach innen gefalteten Glasfassade neue architektonische Maßstäbe und zieht die Blicke von Besuchern wie Einwohnern auf sich. Mit dem hochtechnisierten würfelförmigen Bürokomplex, erhebt sich ein auffälliges zehngeschossiges Gebäude auf dem Berliner Bahnhofsgelände, das sich deutlich von den repetitiven Rasterfassadenhäusern abhebt, die hier in den vergangenen Jahren entstanden sind. Als Teil des 40 Hektar großen Stadtquartiers Europacity wurde das ambitionierte Projekt nach einigen planerischen Hürden in drei Jahren Bauzeit abgeschlossen und stellt dank der außergewöhnlichen Bauweise eine neue Sehenswürdigkeit in Spreenähe dar.

Wir wollten eine einheitliche Umhüllung erreichen, um die skulpturale Wirkung zu betonen, Deshalb haben wir reflektierendes Glas verwendet.
Architekt Kim Herforth Nielsen

Der freistehende verdrehte Würfel mit einer nach innen gefalteten asymmetrischen Glasfassade hat keine Rückseite und strahlt in jede Richtung des Washingtonplatzes. „Der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und dem Baukollegium war es wichtig, dass das Gebäude nicht wie ein klassisches Bürogebäude aussieht, man sollte die einzelnen Stockwerke an der Fassade nicht ablesen können. Christos Verhüllungen haben uns hier inspiriert“, beschreibt Architekt Kim Herforth Nielsen. „Das äußere Raffinement liegt in der ästhetischen Schärfe, die die Glasfassade erzeugt. Die besondere Glastextur ist eine technische Leistung: Das Glas erscheint nicht flach, sondern hat eine Tiefe. Insgesamt wirkt die monolithische Architektur also doch in gewisser Weise zersplittert“.

Dank des raffinierten Entwurfs wird der „Cube“ zur überdimensionalen Spiegelskulptur und verwandelt einfallende Sonnenstrahlen in ein echtes Lichtspektakel, das an einen türkisfarbenen Schmetterling erinnern. Die Halbtransparenz lässt die Silhouetten der Menschen im Inneren erkennen, während eine spezielle Solarbeschichtung auch im Sommer für angenehmes Raumklima sorgt. „Wir wollten eine einheitliche Umhüllung erreichen, um die skulpturale Wirkung zu betonen. Deshalb haben wir reflektierendes Glas verwendet, kein transparentes, da dann die Form verschwunden wäre“. Im Ergebnis wirkt das Gebäude deshalb wie ein riesiges Kaleidoskop für die Passanten, so die Interpretation von 3XN Architekt Torben Østergaard.
Während das Untergeschoss gastronomischen Angeboten vorbehalten ist, wurden auf den oberen Etagen großzügige Büroflächen angelegt. Zu den Mietern gehören unter anderem die Deutsche Bahn und das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup. Eine Besonderheit sind die
über die Glasfassade verteilten Terrassen, die einen spektakulären Blick auf Berlin bieten. Die Inneneinrichtung aus Teppichen, Möbeln und Farben wählen die Mieter selbst und sind so in der Lage, ihre Räumlichkeiten individuell und den persönlichen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten.

Das Besondere ist aber nicht, was das Haus im Moment kann, sondern dass seine Funktionen sich über die Zeit justieren lassen.
Architekt Torben Østergaard

Um den gestiegenen Hygieneanforderungen gerecht zu werden und sowohl Besucher als auch Mitarbeiter zu schützen, setzten die Architekten unter anderem in den Waschräumen auf sensorgesteuerte Armaturen. Deren intuitive Bedienung erfordert keine Berührung und verhindert so die Übertragung von Keimen. Beim Annähern des Nutzers wird der Wasserfluss gestartet und nach der voreingestellten Zeit automatisch gestoppt. Passend zur außergewöhnlichen Architektur wurden nicht nur Armaturen mit zeitlosem Design gewählt, sondern sie sollten auch das Gebäudemanagement entlasten, in dem sich beispielsweise Nutzungsdaten zentral auswerten lassen. Wert gelegt wurde zudem auch auf eine reinigungsfreundliche Gestaltung, sparsamen Verbrauch und hohe Langlebigkeit, sprich: Nachhaltigkeit.

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  • Direkt gegenüber vom Hauptbahnhof spiegelt die Glasfassade des Bürokomplexes die umliegenden Gebäude wider. (Fotos: Adam Mørk)

  • In der Abendsonne wird besonders deutlich, wie der „Würfel“ optisch mit seiner Umgebung kommuniziert. (Foto: Christian Kruppa - cube berlin)

  • Während die oberen Etagen gewerblichen Mietern vorbehalten sind, steht das Foyer der Öffentlichkeit zur Verfügung. (Foto: Daniele Ansidei)

  • Von der exklusiven Dachterrasse genießen die Mieter einen spektakulären Blick über die Stadt. (Foto: Daniele Ansidei)

  • Die Waschtischarmaturen wurden passend zu dem smarten Gebäude ausgewählt. Sie überzeugen nicht nur durch ihr zeitloses Design, sondern entlasten auch das Gebäudemanagement. (Foto: Daniele Ansidei)

Neben seiner beeindruckenden Erscheinung hebt sich der ressourcenschonend und energieeffizient ausgelegte Glaswürfel auch durch seine intelligente Gebäudetechnik hervor. Der voll digitalisierte Bürokomplex gehört zu den ersten „Smart Commercial Buildings“ der Welt und steuert sich quasi selbst. Mehrere tausend Sensoren sorgen dabei für einen reibungslosen Ablauf. Die eigene App weiß beispielsweise, wie viele Menschen sich gerade im Büro aufhalten und regelt die Raumtemperatur entsprechend oder zeigt den bestgelegenen Parkplatz in der Tiefgarage an. Auch Fahrstuhl, Licht und Jalousien werden über künstliche Intelligenz gesteuert. „Das Haus sammelt Daten für einen „Learning Circle“. Die Daten werden in einem Server gespeichert, dem „Cube-Gehirn“, und miteinander verbunden. Das Besondere ist aber nicht, was das Haus im Moment kann, sondern dass seine Funktionen sich über die Zeit justieren lassen. Langfristig kann das Haus den Nutzern Interessantes über sie erzählen, in Zeiten des Datenschutzes sicher nicht unumstritten. Wenn abends nur wenige Leute im Gebäude sind, könnten diese zum Beispiel zusammenrücken, um Licht und Wärme zu sparen. So kann das Haus auf soziale Interaktionen einwirken, sinniert Architekt Torben Østergaard. Die Frage sei jedoch, ob die Nutzer Lust haben, mit ihren Daten teilzunehmen.
Bauträger des zu Beginn des 21. Jahrhunderts geplanten Geschäftshauses war die Firma CA Immo. Die Baukosten sollen rund 100 Millionen Euro betragen haben. Die Fertigstellung verzögerte sich infolge der Finanzkrise des Jahres 2008 um viele Jahre, der Baubeginn erfolgte erst im Jahr 2017 und wurde im Februar 2020 beendet.

Aus
STEIN.KERAMIK.SANITÄR
Ausgabe 4.2021

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3XN, ein Kopenhagener Architekturbüro mit rund 80 Mitarbeitern, vertritt die Überzeugung, dass Gebäude ebenso wie Menschen mehr als nur die Summe ihrer Einzelteile sind. Und dass es möglich ist, eine Synthese aus Design, Funktion und Kontext zu erreichen. 3XN wendet ganzheitliche Prinzipien an und lotet beständig das Potenzial für besseres, schlaueres und schöneres Bauen aus.
Seit der Gründung im Jahr 1986 hat sich das Architekturbüro einen Namen in der dänischen und internationalen Architekturszene gemacht und eine Reihe renommierter Wettbewerbe gewonnen. Früher unter dem Namen Nielsen, Nielsen and Nielsen sind 3XN heute bekannt für spektakuläre Designs, wegbereitende Architekturtheorie, Detailgenauigkeit. Durch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung GXN, die sich auf die Entwicklung, Prüfung und Anwendung intelligenter Materialien und grüner Technologie spezialisiert, haben sie sich in den letzten Jahren zunehmend im Kontext nachhaltiger Architektur etabliert. Die Arbeiten von 3XN basieren auf der skandinavischen Tradition von Funktionalität und Ästhetik.

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Der „gläserne Würfel“, genannt „Cube“, am Berliner Washingtonplatz ist nicht nur deshalb etwas Besonderes, weil man ihm seine Funktion als Bürogebäude nicht ansieht, sondern auch weil er die ihn umgebenden Gebäude mit ihren traditionellen Rasterfassaden ziemlich alt aussehen lässt. Das betrifft auch sein smartes Innenleben. Dafür sorgen ungefähr 3 800 eingebaute Sensoren. Mehr Details auf der Internetseite des Architekturbüros 3XN: https://3xn.com/project/cube-berlin. Über die Architekten selbst: https://3xn.com/. Die Armaturen in den sanitären Anlagen lieferte Grohe, Feldmühleplatz 15, 40545 Düsseldorf, www.grohe.com.

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