DAVID-ZWILLING IM MOSAIK-AMBIENTE

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Eigentlich sollte die Weltausstellung „Expo 2020“ sollte ursprünglich unter dem Motto „Connecting Minds, Creating the Future“ („Köpfe verbinden, die Zukunft schaffen“) vom 20. Oktober 2020 bis zum 3. April 2021 in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Doch auch hier sorgte die Pandemie für Durcheinander. Wie von den Emiraten gewohnt, sollte ein Show der Superlative werden. Mittendrin ein 517 Jahre alter Stargast aus Italien: Michelangelo‘s David.

Immerhin handelt es sich um die erste Weltausstellung, die in einem arabischen Land stattfindet. Entsprechend groß ist der Ehrgeiz. Doch es kam anders: Anfang April 2020 reichte die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate einen formellen Antrag beim Bureau International des Expositions (BIE) auf Verschiebung der Weltausstellung ein. Wegen der Pandemie soll die Expo nunmehr vom 1. Oktober 2021 bis zum 31. März 2022 in Dubai stattfinden, allerdings weiterhin unter dem Titel „Expo 2020“.

Ungeachtet der Pandemie laufen die Vorbereitungen scheinbar ungehindert weiter und die Organisatoren halten auch an ihrer Prognose von 25 Millionen Besuchen fest, an über 60 Live-Acts pro Tag, festlichen Umzügen und einer Vielzahl gastronomischer Treffs. Von den 190 Teilnehmerländer hätte es laut offizieller Verlautbarung keine Absagen gegeben. Die scheuen wie bei allen früheren Events dieser Art keine Kosten und Mühen, sich wirkungsvoll in Szene zu setzen.

Michelangelos David-Statue sollte Anziehungspunkt des italienischen Pavillons werden

Im „Teatro della Memoria“ der Expo entsteht ein „Lichtkleid“ für die Nachbildung von Michelangelos David

Für besondere Aufmerksamkeit sorgten unter anderem die Italiener, die als Herzstück ihres Pavillons das „Teatro della Memoria“ wählten, gestaltet mit einem zentralen Tempel, den ein, wie es heißt, goldener Mantel umgibt. Bewohner des Tempels soll kein geringerer sein als der David von Michelangelo. Die zwischen 1501 und 1504 in Florenz entstandene und aus einem einzigen Marmorblock gehauene 5,17 Meter hohe Statue ist nicht nur die erste Monumentalstatue der Hochrenaissance, sondern gilt auch als die bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte. Seit 1873 befindet sie sich in der Galleria dell’Accademia in Florenz. Sie sollte also Anziehungspunkt des italienischen Pavillons werden. Da aber den Italienern trotz aller Euphorie die sechs Tonnen schwere Statue als Leihgabe dann doch etwas zu heikel war, hat David jetzt einen Zwillingsbruder. Entstanden ist er auf der Basis von ungefähr 100 000 digitalen Scans des marmornen Originals in Florenz, nach denen in monatelanger Arbeit in einem 3D-Drucker ein 5,17 Meter großer „David-Zwilling“ hergestellt wurde. Wie es sich für einen Zwilling gehört, hat er die gleiche Größe, ist aber mit 450 kg deutlich leicht gewichtiger. Dennoch erforderte es einen erheblichen logistischen Aufwand, ihn nach Dubai zu fliegen. Aber mindestens ebenso beachtenswert wie die Statue selbst ist der „Mantel“ der sie umgibt.

Umgeben ist David‘s imposante Unterkunft von Mosaikbildern geschichtliche Motive. Um sie zu erstellen, wurden mehr als zweieinhalb Millionen Mosaikfliesen verwendet, die von Mosaikmeistern im Atelier des Herstellers SICIS in Ravenna von Hand bearbeitet, verlegt und nach Fertigstellung der Abschnitte nach Dubai transportiert wurden.

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Es geht nichts über das über 500 Jahre alte Original (oben). Und man kann darüber streiten, ob auch eine Kopie ein Kunstwerk ist. Aber immerhin war David‘s 3D-Kopie eine technische und logistische Meisterleistung.

Das Teatro della Memoria, das Herzstück des italienischen Pavillons auf der Expo 2020 in Dubai, wird in einen goldenen Mantel gekleidet. Dieser „Mantel“ ist ein beeindruckendes Mosaik aus Glas- und Goldfliesen, das von dem italienischen Mosaikhersteller Sicis hergestellt wurde. Sie geben Details der Entwürfe des normannischen Palastes und der Palatin-Kapelle in Palermo wieder. Die Kuppel zeigt stattdessen den Sternenhimmel, wie er in den Mosaiken des Mausoleums der Kaiserin Galla Placidia in Ravenna erscheint.

Um diese beeindruckende Mosaikgeschichte zu erstellen, wurden mehr als zweieinhalb Millionen Fliesen verwendet, die nach modernen Verfahren hergestellt wurden. Jedes wurde von Mosaikmeistern im Atelier in Ravenna von Hand bearbeitet und verlegt und nach Fertigstellung der Abschnitte nach Dubai transportiert, um am endgültigen Bestimmungsort platziert zu werden. Das italienische Unternehmen verweist darauf, seit mehr als dreißig Jahren künstlerische Mosaike mit Material zu kreieren, das in eigenen Fabriken vollständig in Italien hergestellt wird, basierend moderner Forschung und alten Techniken. Das Ergebnis sei eine zeitgenössische Variante einer beeindruckenden Vergangenheit.

In diesem Sinne sollte sich der kulturelle und symbolische Wert des italienischen Pavillons auf der ersten Weltausstellung in einem arabischen Land mit dem Thema der Teilnahme Italiens „Schönheit verbindet Menschen“ befassen. Der Pavillon solle es in Form einer echten Galerie ermöglichen, Italiener, Kultur, Geschichte, Handwerkskunst, Industrie kennenzulernen.

Aus
STEIN.KERAMIK.SANITÄR
Ausgabe 3.2021

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Fotos: Sicis

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Zwei Wochen dauerte es, um die 5,2 Meter hohe Skulptur aus der Renaissance digital zu vermessen. Anschließend wurde ihre Kopie mit Hilfe von 3D-Druckern aus Acrylharz-Blöcken erstellt. Kunsthandwerker und Restauratoren gaben dem falschen David dann den letzten Schliff, um dem Erscheinungsbild des echten so nah wie möglich zu kommen. Jetzt wiegt David nur noch 550 Kilo. (Foto: © Livioandronico2013)

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Ausführlich berichtete die Deutsche Welle über die Geburt und die Aktionen rund um den David-Zwilling, nachzulesen hier: https://www.dw.com/de/3d-reproduktion-von-michelangelos-david/a-57246657.

Die neue Heimat des „Zwillings“ ist der italienische EXPO-Stand, der zum Teil mit Mosaik des italienischen Herstellers Sicis gestaltet wurde: https://www.sicis.com/en_gb/.

Über die EXPO 2020 in Dubai allgemein: https://www.expo2020dubai.com/de/understanding-expo.

Über den deutschen Pavillon: https://www.expo2020germany.de/.

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